Artikel in 20MINUTEN.CH
Artikel lesen
Artikel in der Schweizer Familie, April 2022
Zum Artikel
Beitrag lesen: PDF
Künstliche Intelligenz ist auch in der Dermatologie auf dem Vormarsch.
Trotzdem ist das Wichtigste immer noch die persönliche Behandlung durch den Hautarzt / die Hautärztin.
Frau Dr. Schlagenhauff gibt ihre Einschätzung im Artikel der Aargauer und der Luzerner Zeitung vom 22.05.2021
Hier zum vollständigen Artikel : https://www.aargauerzeitung.ch/amp/leben/medizin-kommt-nach-google-maps-bald-google-doktor-der-internetgigant-macht-den-ersten-schritt-in-der-dermatologie-ld.2140055
Viele Menschen reinigen sich in letzter Zeit so oft die Hände wie noch nie in ihrem Leben. Das verursacht Hautprobleme.
Seit einigen Wochen zeigen Patientinnen und Patienten der Dermatologin Bettina Schlagenhauff vermehrt die Hände. Manche haben schon länger ein Ekzem, andere kommen eigentlich wegen einer Allergie oder um ein Muttermal prüfen zu lassen und möchten bei dieser Gelegenheit ihre geröteten Hände begutachten lassen. Auch bei ihnen diagnostiziert
die Dermatologin oft ein Ekzem. Sie schätzt, dass sie etwa 50 Prozent mehr Ekzeme in ihrer Sprechstunde sieht als in früheren Wintern. Schlagenhauff
praktiziert in Küssnacht am Rigi und ist Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie.
Auch in Basel bekommen die Dermatologen mehr Ekzeme zu
sehen, und dies nicht erst seit einigen Wochen, wie Alexander Navarini, Chefarzt Dermatologie des Basler Universitätsspitals, sagt. Zahlen dazu existieren allerdings nicht. Universitätskliniken behandeln mehrheitlich
Patienten mit schweren oder chronischen Ekzemen. Die anderen
lassen sich erst in einer Apotheke beraten oder gehen zum Haus- oder Hautarzt. Registriert werden sie nicht. Ekzeme, die durch häufiges
Waschen und Desinfizieren entstanden sind, seien wahrscheinlich relativ häufig, sagt Dagmar Simon, leitende Ärztin der Berner Universitätsklinik für Dermatologie am Inselspital. Und zwar bei Personen jeden Alters und aus jeder Bevölkerungsgruppe. Seit Monaten reinigen sich viele Menschen so oft die Hände wie noch nie in ihrem Leben: Sie desinfizieren sie, bevor sie ein Geschäft, ein Restaurant oder ein Fitnesscenter betreten, und sie waschen sie ausgiebig, wenn sie ins Büro oder nach Hause kommen. Nun, wo die Luft draussen wie drinnen trocken ist, trocknet auch die Haut schneller aus, und dies begünstigt Ekzeme. Gesunde Haut wird von einer
Fettbarriere geschützt. Wird sie oft und lange gewaschen oder desinfiziert, wird das Fett herausgelöst, Hautbarriere und Säureschutzmantel werden zerstört. So trocknet die Haut aus, sie beginnt zu jucken und rötet sich – Ekzeme entstehen. Nun können auch Bakterien, Pilze und Viren ungehindert in die Haut eindringen. Während des Lockdown im Frühling zeigten sich vor allem beim Personal in den Spitälern Ekzeme, wie Thomas Kündig, Direktor der Dermatologischen Klinik des Zürcher Universitätsspitals, beobachtete: «Mir wurde im Gang immer wieder mal eine Hand hingestreckt.» Seine Mitarbeiter mussten die Hände nicht nur während der Arbeit, sondern auch in der Freizeit öfter desinfizieren als sonst, und manche tragen Handschuhe während der Arbeit; das feuchte Klima darin begünstigt Ekzeme ebenfalls. Es gibt eine ganze Reihe von
Berufsleuten, deren Arbeit Ekzeme begünstigt – Coiffeure, Kosmetiker,
Gärtnerinnen, Floristen, Bauarbeiterinnen, Köchinnen
oder Angestellte in der Gastronomie. Bei ihnen traten im Frühling
weniger Ekzeme auf, da viele nicht arbeiten durften.
Es trifft mehr Frauen Das hat sich nun geändert. Thomas Kündig sieht nun weniger Ekzeme beim Gesundheitspersonal; er geht davon aus, dass die
Informationskampagnen der Klinik wirken. Hingegen leiden nun die anderen Berufsleute wieder vermehrt an Ekzemen, wie Bettina Schlagenhauff sagt. Wie sie beobachtet, trifft es mehr Frauen als Männer. Sie erklärt es sich damit, dass Frauen im Beruf wie auch zu Hause mehr Arbeiten verrichten, die Ekzeme begünstigen. Und möglicherweise waschen sie sich auch öfter die Hände. Die Dermatologin wartet noch darauf, dass in der Schweiz die Fallzahlen analysiert werden. Dänemark hingegen hat nach dem Lockdown im Frühling Schulkinder befragt, die häufig die Hände waschen mussten: vor Schulbeginn, vor und nach dem Essen, nach jedem Husten, Niesen, Schneuzen und nach jedem Toilettengang. 45 bis 60 Sekunden lang jedes Mal. Schon nach kurzer Zeit zeigten sich bei 40 Prozent der Schulkinder Symptome eines Hand-Ekzems. In den Wintermonaten, so sagt Bettina Schlagenhauff, wird sich das Problem der Ekzeme weiterverschärfen und zum grossen Thema werden.
Quelle: Tages Anzeiger: Montag, 28. Dezember 2020
Nachtrag Frau Dr. Schlangenhauff
Gute Handhygiene ist wichtig Vielen Dank für die Berücksichtigung eines aktuell relevanten medizinischen Themas. Die im Rahmen der Corona-Pandemie so wichtigen Massnahmen zur Handhygiene bringen als unerwünschten Begleiteffekt häufig ein Handekzem mit sich,wie ja berichtet wird. Leider sind im Artikel Tipps zur Vorbeugung eines Handekzems nicht genannt worden. Da eine intensive Handhygiene weiterhin unbedingt erforderlich ist, empfehlen Dermatologen folgende Präventivmassnahmen, um die Haut zu schützen: Die Hände mit milden
Reinigungsmitteln waschen, die keine Duft- und Konservierungsstoffe
enthalten und hautneutral sind (pH-Wert 5.5).
Am besten mit lauwarmen Wasser – kaltes und heisses Wasser trocknet stärker aus. Die Seife gut abspülen und die Hände ganz trocknen, vor allem die Fingerzwischenräume. Dabei abtupfen, nicht rubbeln. Die Hände dann waschen, wennes wirklich nötig ist. Am besten wechselt man ab zwischen
Waschen und Desinfizieren. Desinfektionsmittel lösen zwar auch Hautlipide, sie werden aber nicht weggespült. Am besten Mittel ohne Duft- und Konservierungsstoffe verwenden, dafür mit feuchtigkeitsspenden, pflegenden Substanzen wie Glycerol. Die Hände häufig und gut eincremen. Empfohlen sind zum Beispiel Cremes mit Urea (Harnstoff), ein Stoff der entzündungshemmend und befeuchtend wirkt. Über Nacht fettende Cremes verwenden. Bei Arbeiten, bei denen die Hände nass werden, Handschuhe tragen.
Bettina Schlagenhauff,
Küssnacht am Rigi
Fachärztin für Hautkrankheiten
Lesen sie den Beitrag aus der Luzerner Zeitung:
Dr. med. Bettina Schlagenhauff im Gespräch zum Thema Sonnenbrand
Sonnenbrand Beobachter